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  • AutorenbildKai Blasberg

Vor die Hunde

von Kai Blasberg




Kenner des Autors wissen, dass es ihn vor Monaten ganz an den Rand Deutschlands drängte.

Weit oben im Norden.

Kommend ganz vom Rande Deutschlands. Tief im Süden.

Aus den Bergen zwischen die Meere.


Nichts ist wohl extremer als das.


Vom Reiterhof auf die Rinderfarm.

Vom Senderchef zum Stallpraktikanten.

Sozialer Umstieg mit vollem Bewusstsein, Freude und auch ab und zu Gram.


Vom “Land of dreams” ins “Land of confusion”.

Vom Zauberer zum Schippen-Dale.


Wenn man sein Leben derart abrupt verändert, ist das aber meistens von langer Hand vorbereitet.


Die Karriere war am Höhepunkt.

Und wenn es am schönsten ist, soll man ja bekanntlich Schluss machen.


Wer hat diesen Scheißsatz nur erfunden?


Dachte sich auch Angela Merkel.

Wobei sicher ist, dass man hier ein „am Schönsten“ lange suchen muss.

Vielleicht mal in den Siebzigern für zwei, drei Stunden im Kino bei Paul und Paula.

Mit Herrn Sauer. Wenn es den da schon in ihrem Leben gab.

Nicht aber in der Politik.


Die Merkelsche Physiognomie lässt bekanntlich keinerlei Rückschlüsse auf Freude in den letzten Dekaden zu.

Wohl aber auf Gram, Stress, Druck und Missgunst.

Gerade Letzteres ist in der Beschreibung unserer Kanzlerin immer zu kurz gekommen.


Angela Merkel ist missgünstig.

Sie kann nicht gönnen.

Das Prinzip Leben und leben lassen ist ihr unbekannt.

Sie ist ein Killer. Aber ich bin nicht Joe Biden.


Auf jeden Fall aber ist sie die über-, zumindest aber am meisten fehleingeschätzte Person der jüngeren Zeitgeschichte.

Immerhin wurde sie jahrelang vor allem im Ausland als die mächtigste Frau der Welt bezeichnet.

Sie trägt das Missverständnis, dass die, die wenig sagen, als besonders klug gelten, wie eine Monstranz der Unterjochten.



Dabei ist das ihr politisches Vermächtnis.

Die schweigende Verschlagenheit.

Die Unaufrichtigkeit. Die Illoylität. Die reine Machtgier.

Unerkannt. Unbenannt. Makeldurchtränkt.


Der Fehler


Den größten Fehler dieser an Verfehlungen reichen Karriere beging Merkel im November 2016.

Mit Blick auf die Historie reizte es sie doch mehr als je zugegeben in die Reihe der Säulenheiligen Adenauer und Kohl zu schlüpfen und auch 16 Jahre auf den Kanzler-Deckel zu notieren.

Das Image der unprätentiösen evangelischen Frau voller Bescheidenheit war ihr immer sehr wichtig. Hier aber stach sie der Hafer.


Damals, nach diesem Dutzend Jahren Kanzlerschaft hätte sie auf eine krisenreiche, letztlich aber unhistorische Regierung zurückgeblickt.

Sie wäre als blasse, aber den Umständen ihrer Zeit ausgelieferte, verlässliche Mittelfigur ausgeschieden.


Jetzt geht sie als geschlagene Frau. Kaputt. Erledigt. Glücklos.

Wir sind froh, dass sie geht.

Sie hinterlässt eine Unfallstelle namens Bundesrepublik Deutschland.


Es scheint das Wesen dieser konservativen Kanzlerschaften sein, nicht zu merken, wann es genug ist.

Das timing komplett zu verbaseln hat Tradition bei den Schwarzen.

Ein CDU-Kanzler schleppt sich über den Karriere-Zielstrich wie eine schwangere Walross-Kuh am Strand von St.Peter Ording.


Adenauer wollte, konnte, durfte erst mit fast 90 quittieren.

Zu sehr verankert war die Machtmaschine CDU mir ihrem Anführer.


Kohls Drama zwischen Euro, Schäuble und Korruption und seine vollkommene Vereinsamung nach dem Amt hinterließ eine im Vergleich zu heute fast schon identisch beschädigte, ausgezehrte und in weiten Teilen tote CDU.

Der Macht- und Regierungsamtsverlust war immer die Folge.


Schwach begonnen


Der eigentliche Witz ist ja, dass Frau Merkel ihre Karriere nur machen konnte, weil die Korruption der Kohl-Ära Wolfgang Schäuble derart besudelte, dass er nicht vermittelbar war als der eigentlich gesetzte (welch ein Wortspiel) Mann seiner Partei.


Sie war anfangs so schwach, dass sie der regierenden Büroklammer Edmund Stoiber bei einem Frühstück in Wolfratshausen die Kanzleraspiration überlassen musste.

Frau Merkel war für den Irak-Krieg gegen Saddam Hussein („Massenvernichtungswaffen“) und legte 2003 in Leipzig ihre wahren Ansichten in lupenreinstem Neoliberalismus in der Wirtschaftspolitik beredt Zeugnis ab.


Ihre Kanzlerschaft verdankt sie nach einem desaströsen Wahlergebnis 2005 Frank Walter Steinmeier und Franz Müntefering und die Finanzkrise meisterte für sie Per Steinbrück (wo man gemeinsam auch nicht vor einer öffentlichen Lüge zurückschreckte).


Gegen Griechenland ließ sie den allamtlichen Wolfgang Schäuble von der Kette und erstmals seit 1945 wurden wieder Abbildungen deutscher Politiker in Nazi-Uniformen durch fremde Innenstädte getragen.

Ihre Austeritätspolitik hat in Europa soviel Schaden angerichtet, dass die politischen Erosionen in Polen und Ungarn und letztlich auch der Brexit hiermit nur beschleunigt wurden.


Der unmenschliche und unsolidarische Dublin-Prozess in der Migrationspolitik, Bologna in der Bildung oder das dümmliche 2%-Ziel in der Verteidigung, egal was man anschaut:

Unsinn, Trübsinn, Ideenlosigkeit und fast schon dummdreist zu nennende Ignoranz und ein tiefer Mangel an Empathie für andere.


Vladimir Putin hat vor der Amtszeit Angela Merkels Reden auf deutsch im Bundestag gehalten.

Barak Obama verwehrte sie (Misstrauen!) vor dessen Wahl Auftritte am Brandenburger Tor.

Recep Tayyip Erdogan war auf dem Sprung in die EU.


Gut leiden konnte sie den nunmehr zu einer Freiheitsstrafe verurteilten Nicolas Sarkozy und den Massenmörder George W. Bush, dessen verheerender Politik wir den Islamischen Staat und die komplette Destabilisierung des mittleren und nahen Ostens zu verdanken haben.


Stark nachgelassen


Die Bundeswehr ist nun eine Berufsarmee und kann praktisch gar nichts mehr, die Homo-Ehe hat Merkel ermöglicht, selbst aber dagegen gestimmt, die Landwirtschaft ist ruiniert, die Rentenpolitik fliegt uns ab 2030 um die Ohren, weil hier 10 Jahre lang überhaupt nichts unternommen wurde, durch ihre magere und steuerungslose Einwanderungspolitik ermöglichte Merkel erst den Erfolg der schauerlichen AfD, bei keinem einzigen Skandal (wirecard, Masken, NSU) ist irgendeine Postion überliefert, nicht eine einzige Rede, an die man sich erinnert, teuerste Fehlentscheidungen (Fukushima, ohne Not), Hochkonjunktur bei den Reichen und Stillstand in der Mitte des Volkes bei gleichzeitiger weiterer Verarmung derer, die noch nie etwas hatten.

Armut trotz Vollbeschäftigung betrifft mittlerweile ein Viertel der arbeitenden Bevölkerung. Tendenz steigend.

Das extreme Wachstum der internationalen Konzerne unter Vollvermeidung jeglicher Steuerlast (Amazon, Apple, Google) und die Degradierung des deutschen Unternehmensmittelstandes zur verlängerten Werkbank der Weltfirmen fallen ebenso in ihre Amtszeit wie auch die Totalbürokratisierung Brüssels und der ungebrochene Lobbyismus ebenda.

Parlamente sind entmachtet und das Hinterzimmer feiert fröhliche Urständ‘ (von der Leyen, MP-Konferenzen).


Die ach so demokratisch durchstrukturierte Merkel wollte Ihrer Partei die Königinnen-Nachfolge oktroyieren und scheiterte mit der total überforderten Annegret Kramp-Karrenbauer fulminant, sie beglückte uns mit Politkastraten wie Peter Altmaier und Helge Braun, in ihrem Kabinett sitzen Dauerazubis wie Julia Klöckner, Anja Karliczek und Andreas „Andi“ Scheuer, von dem neben seinen Milliardengräbern einzig seine Freundschaftsbändchen in Erinnerung bleiben werden.

Vom verwirrtaltersradikalen Horst Seehofer und Sauerland-Zombie Friedrich Merz kann hier aus Stil-Gründen keine Rede sein.


Ob Digitalisierung, Bildung, Energie, Mobilität, Sicherheit, Wohnen, Überalterung der Bevölkerung.

Überall Reformstau, Stillstand, Mittelmaß. Keine Ideen. Keine Visionen.

Keine Fragen. Keine Antworten.

Das Schweigen im Walde!


Und weil nach ihr nichts mehr kommen soll, wird nach AKK ins ähnlich tiefe Regal gegriffen und Provinz-Gouverneur Armin Laschet sattelt auf.


The End


Wenn der liebe Gott wirklich Gnade kennt schickt er die Christenmenschen in den Ruhestand.

Von Angela Merkel werden wir nach ihrer eigenen Bekundung nichts mehr hören.

Da sie selten die Wahrheit sagt, müssen wir Schlimmes befürchten.


Von Guilio Andreotti ist der Satz überliefert: „Die Macht zermürbt nur den, der keine hat.“

Angela Merkel scheint ihn genau studiert zu haben.


Andreotti war es aber auch, der dafür verantwortlich war, dass mit seinem persönlichen Untergang auch das Ende seiner Partei, der italienischen CDU, eingeläutet war.


Die Granden in den Strukturen der Christdemokraten sind arrogant genug, dies Schicksal für sich zu leugnen. Lächelnd, wie man annehmen darf.


Deutschland aber ist zu wünschen, dass genau das passiert.

Rezo lässt grüßen.



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