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  • AutorenbildKai Blasberg

Gott was sind wir geil!


von Kai Blasberg





Ehrlich?


Ich bin es leid. Ich will auch mal was Schönes schreiben.


Immer muss ich Missstände beklagen, Verbesserungen einfordern oder Verlogenheiten benennen.


Wenn man wie ich podcastet bis die Lippen franseln, Texte schreibt, die als Polemik noch euphemistisch verklärt würden, aber eigentlich ein leidlich vergnügtes rheinisches Männlein ist, fragt man sich selbst ab und an, ob man es nicht einfach komplett sein lassen soll.


Jeden Tag erreichen mich Nachrichten und Botschaften von in aller Regel mir Unbekannten Menschen.


80 % Männer, meistens sehr viel jünger als ich.


Wenn man so den Arsch aus dem Fenster hält wie ich es meistens tue, sollte man meinen, den ein oder anderen Shitstorm zu ernten. Das scheint doch heute so leicht erreichbar.

Weit gefehlt.


Entweder sind meine 95 Kilo Trockenmasse zu wuchtig, meine allseits anerkannte sprachliche Brillanz schreckt ab oder ich bin schlicht nur ein Mann: ich bekomme keinen.


Dafür viel Lob.



Meinung ist kein Virus


„Endlich mal einer, der den Mund aufmacht, nicht rechts ist, keine Rücksicht auf Befindlichkeiten nimmt und immer den Finger“... sie wissen schon!


Kurzum: bei den LINKEn drohte mir ein Partei-Ausschlussverfahren.


Dabei weiß ich natürlich was ich schreibe und denke auch oft an die Wirkung der Worte; doch im Grunde sage ich nur das was jeder unterschreiben kann oder zudem man sich anderer Meinung befleißigen dürfte.


Doch nochmal ebenso weit gefehlt.


Immer mehr gerät „seine Meinung sagen“ im inneren Empfinden Vieler als Heldentat.


Dieses Rückzugsgefecht der inneren Emigration müssen wir dringlich aufhalten.

Wer verlernt seine Meinung zu sagen, empfindet es als unzumutbar andere Meinungen zu ertragen.

Wer immer nur in der Kantine bei den Kollegen alles besser kann, es davor und danach aber Niemandem mitteilt, verkümmert.

Wer nicht erwidern kann, weil ihm Übung und Talent fehlt, wird hassen.


Wer den Diskurs meidet, verbubblet mit anderen, ohne dies zu wollen.


Wer nicht mehr 360 Grad in die Welt schaut, wird Opfer sein.


Deswegen also Meinung zu einem Thema, das mein Gemüt bewegt in diesen Tagen, weil es offensichtlich ist, dass wir verlernen, Richtig und Falsch zu unterscheiden


War da was? Die Europameisterschaft im Männer-Fußball


Es ist faktisch, anders als bei den Fußballern selber, nicht erklärbar, mit welch indifferenter Leistung in diesen Tagen die ARD-Sportler zur Fußball-EM aufwarten.


Das ist deswegen so frappierend, weil die Geschwister vom ZDF nicht einen einzigen der Fehler machen, die die ARD in Reihe abfeuern.


Florian Naß, so der bisher weithin Unbekannte am Mikro zu den Spielen der Deutschen gegen Portugal und England, sollte sich bei einem Club-TV umschauen. Sein Portfolio an Superlativen würde manchem Pressdienst der Vereine für die Fanansprache gut zu Gesicht stehen.


Einer journalistisch-kritisch-reifen Berichterstattung eines Bela Rethy (wer hätte gedacht, dass wir ihn nochmal loben) wird sich der Herr Naß kaum noch widmen können, da er offenbar weder die Notwendigkeit noch die Verpflichtung des Berufsstandes dazu empfindet.

„Grandios, clever, sauber, phantastisch, ganz stark waren“, um nur einige der Jubel-Perser-Adjektive zu zitieren, galten wohlgemerkt der deutschen Nationalelf 2021 und der geneigte Betrachter ein-und desselben Spieles dachte sich a) was raucht er oder b) was schaut er.


Die Analysen des Bastian Schweinsteiger an der Seite der stets überjovialen Quirly Wellmer waren in der Tiefe zu breit für die Spitze des Raumes, oder kurz gesagt, von der Qualität der Spielkommentare meiner Mutter.


Da sie meine Texte nicht liest, sei das hier erlaubt.


Wer Bommes sieht, sieht allerlei. Vor allem aber Entertainment.

Überhaupt meinen die allermeisten der on-Air-Gesichter der ARD zuvorderst sich selbst.


Einzig Kuntz und Schult, diese aber beeindruckend, liefern Qualität, gehören aber eigentlich an die Seite von Löw und nicht von Bommes.


Der überall auftauchende Mickey Beisenherz wiederum steht für die Infantilisierung des Großen und Ganzen, obwohl er a) total talentiert ist und a) total talentiert ist, aber eben nicht jedes Format seinen Bizeps braucht und vollkommene Inhaltsfreiheit nicht immer nur von Talent zu retten ist.


Dem Sportschau-Club ist zu wünschen, dass ihn exklusiv ein Omega-Virus in seinen Bann zieht und im Zweifel das RKI für immer andauernde Schließung sorgt.


Da beim ZDF die Kollegen Breier und Müller-Hohenstein mit den kompetenten Sympathen Mertesacker und Kramer mehr als solide lieferten und den Schnickschnack wie Live-Band für 12 Sekunden in Übergängen schlicht unterließen, darf man sich getrost fragen, wer die ARDler bei all dem wohl so reitet.


Aussicht? Oh je!


Das ist nicht weiter schlimm.


Weihnachten 2022 in der Wüste werden sie ihren Circus Blödikus, ob gelungen oder nicht, ohne viele von uns veranstalten.

Bei dann weiter gesteigerter Mittelzufuhr durch den Abgabenknecht Bundesbürger.


Die Quoten gingen schon diesmal weiter zurück und werden dann fürstlich abkacken.

Selbst das schlichteste Fangemüt erkennt, wann es final verarscht wird.


„Es gibt kein Richtig im Falschen“ frei nach Adorno war nie richtiger als im Umgang mit der UEFA.


Was immer diese korrupten Zuhälter in Zukunft tun werden, es wird wegen Geld sein.

Und irgendein Hajo wird dann auch empört darüber berichten, um dann wieder das soeben ankritisierte genüsslich zu zelebrieren.


Damit die Multimillionäre reicher werden und wir, gänzlich abgerichtet als stummes Klatschvolk, den Lügen des Flickschen Hansi lauschend, leicht wegdämmernd hoffend, dass alles eines Tages besser wird. Und das Trikot für die Enkel die 200-Euro-Marke durchbricht.


Ein netter Mann, dieser Hans Dieter Flick, aber mit Bierhoff und Löw sportlich im Wesentlichen verantwortlich für die Stille der Gedanken beim DFB in der letzten Dekade.


Und dann stehen sie wieder wohlfrisiert, kaum schwitzend, mit Regenbogen-Binden und kniend, sitzend, sich wälzend um irgendein Zeichen für oder gegen Irgendwas zu setzen, damit sich darob gesichert nichts ändert und wir alle vergessen, dass ihre Aufgabe nur eine ist: die Kirsche in die Bude rotzen. Vollspann!


Bis dahin viel Freude beim Verdauen des bitter-sauren Einheitsbreis mit Schönlaber-Sauce der ARD, die Sportjournalismus zum Produkt machen und dies dann, obwohl durchsubventioniert bis in die letzte Kosten-Ritze, weiter als wohlschmeckenste Edel-Ernährung den Kunden ins Wohnzimmer tröpfeln lässt.


Danke. Hab schon gegessen!

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